Wohnungsmarktbarometer Bochum 2017 (mit Leerstandserhebung)

Das 15. Wohnungsmarktbarometer der Stadt Bochum zeigt das Bild eines sich kontinuierlich anspannenden Wohnungsmarktes. Dies gilt mittlerweile für alle Teilsegmente – nicht nur, aber insbesondere auch für den öffentlich geförderten Mietwohnungsbau. Die gute Nachricht lautet, dass das Investitionsklima von den Wohnungsmarktexperten überwiegend positiv bewertet wird. Vor allem im Segment „Neubau im Eigentumsbereich“ wird die Lage als „sehr gut“ eingeschätzt.

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Anspannung auf dem Bochumer Wohnungsmarkt sowie im Rahmen der Beratungen zum Handlungskonzept Wohnen hat das Thema Wohnungsleerstand eine zusätzliche Aufmerksamkeit erfahren. In der Broschüre werden Methodik und Ergebnisse verschiedener aktueller Erhebungen in Bochum (Expertenbefragung, Stromzähleranalyse etc.) ausführlich dargestellt.


Materialien

  • Wohnungsmarktbericht NRW 2017
    Den vorliegenden Wohnungsmarktdaten zufolge hat die Anspannung auf den nordrhein-westfälischen Wohnungsmärkten seit Jahresbeginn 2016 weiter zugenommen. Das zeigen die Experteneinschätzungen aus dem NRW.BANK Wohnungsmarktbarometer, aber auch die Entwicklung der Mieten und Kaufpreise. Die Wiedervermietungsmieten für Bestandswohnungen sind erneut fast landesweit gestiegen, besonders stark aber in den Ballungsräumen und den dynamischen Kreisen. Peu à peu verschwindet dort günstiger Wohnraum im Zuge von Mieterwechseln. Ähnliche Preissteigerungen waren – zumindest in den Ballungsräumen – auch bei Eigenheimen und Eigentumswohnungen zu verzeichnen. Abseits der nachfragestarken Märkte gibt es auch weiterhin Kommunen mit stagnierenden bis sinkenden Eigentumspreisen. Die Bemühungen, den Neubau in den Bedarfsregionen anzukurbeln, haben inzwischen Erfolg: 2016 sind rund 47.200 neue Wohnungen entstanden – so viele wie zuletzt Mitte der 2000er-Jahre. Anders als damals ist der Geschosswohnungsbau die treibende Kraft, der mit 12.000 Miet- und 9.000 Eigentumswohnungen sowie 5.200 Wohnheimplätzen den größten Teil des Neubaus ausmachte. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern dagegen blieb die Bautätigkeit mit 16.600 Wohnungen auf dem Niveau der Vorjahre. Zusätzlich entstanden allein 5.600 Wohnungen durch Um- und Ausbau bestehender Gebäude. Der Bauboom darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Neubau mengenmäßig noch nicht ausreicht, um den geschätzten Bedarf von jährlich 80.000 neuen Wohnungen in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2020 zu decken. Insbesondere in der Rheinschiene, aber auch in anderen Großstädten des Landes, ist die Kluft zwischen Neubau und Bedarf noch immer sehr groß. Die größten Hemmnisse für mehr Neubau sind nach wie vor die mangelnde Verfügbarkeit und der hohe Preis geeigneter Baugrundstücke in den Ballungsräumen. Mit einer vorausschauenden Bodenvorratspolitik und kooperativen regionalen Lösungen könnten die Kommunen hier gegensteuern. Einen weiteren Flaschenhals stellen die begrenzten Kapazitäten in den Kommunalverwaltungen, aber auch in der Bauwirtschaft dar, die derzeit die höchste Auslastung seit über 25 Jahren verzeichnet. Währenddessen wächst die Nachfrage weiter. Den verfügbaren Daten zufolge – amtliche Statistiken lagen bis Redaktionsschluss noch nicht vor – dürfte die Einwohner- und Haushaltezahl Nordrhein-Westfalens im Jahr 2016 weiter stark gewachsen sein, vor allem durch Zuzug aus dem Ausland. Die sehr gute Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt sorgt dafür, dass die Kaufkraft vieler Haushalte zunimmt. Dennoch bleibt auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen und Transferleistungsbezieher hoch. Der Bedarf an günstigem Wohnraum wird daher nicht geringer – im Gegenteil: Inzwischen verlassen auch die 2015 und 2016 zugewanderten Flüchtlinge – soweit sie einen anerkannten Schutzstatus haben – die Sammelunterkünfte und suchen Wohnungen auf dem regulären Markt. So wächst nicht nur die Nachfrage insgesamt, sondern auch die Konkurrenz um das schwindende preisgünstige Wohnungsangebot. Der Neubau schafft hier nur wenig Abhilfe, da die steigenden Bodenpreise in den Ballungsräumen auch die Erstvermietungsmieten und -kaufpreise immer weiter steigen lassen. Das Rekordergebnis der sozialen Wohnraumförderung in Höhe von 7.600 Bewilligungen neuer Mietwohnungen sorgt dafür, dass ein Teil des Neubaus preisgünstig ist. Doch genügt das nicht, um den Wegfall alter Sozialbindungen im Wohnungsbestand zu kompensieren. Doch nicht allein Anzahl und Preis der Wohnungen sind wichtig – sie müssen auch qualitativ zur heutigen Nachfrage passen. Denn zeitgleich zur Zuwanderung setzt sich der demografische Wandel fort, in dessen Folge die Zahl kleiner und älterer Haushalte weiter zunimmt, während die der klassischen Familien mit Kindern in den allermeisten Regionen rückläufig ist. Wie diverse Sozialstatistiken zeigen, stellen Alleinlebende auch den größten Anteil derer, die auf preisgünstigen Wohnraum angewiesen sind. Tatsächlich scheint die Bautätigkeit auf die geänderte Struktur der Nachfrager zu reagieren: In den vergangenen zehn Jahren ist sowohl der Anteil wie auch die absolute Zahl kleinerer Wohnungen im Neubau gestiegen, während die Fertigstellung von Einfamilienhäusern und großen Geschosswohnungen rückläufig ist. Allerdings zeigen die Mieten, die für kleine und altersgerechte Wohnungen immer noch überdurchschnittlich stark steigen, dass der Neubau in diesem Segment noch nicht ausreicht. Seit Kurzem steigt aber auch die Zahl Familien und anderer großer Haushalte mit Versorgungsschwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt. Denn infolge des starken Zuzugs aus dem In- und Ausland wächst die Familienzahl gerade in den Städten, die den stärksten Anstieg der Mieten und Kaufpreise verzeichnen. Hier wird deshalb auch mehr erschwinglicher familiengerechter Wohnraum benötigt. Insbesondere im Umland und in den ländlichen Räumen sollten die Potenziale im Bestand genutzt werden: Mit verstärktem Neubau altersgerechter Wohnformen für die dortige alternde Bevölkerung würden in den umfangreichen Eigenheimbeständen aus den 1970er- und 1980er-Jahren auch mehr Objekte für Familien frei.